
Album-Tipp | 18.02.2023 - Annett Louisan: Babyblue
2004 wurde sie mit „Das Spiel“ fast über Nacht zum Star. Inzwischen ist Annett Louisan „die Stimme des deutschsprachigen Chansons“. Nun hat sie ein neues Album veröffentlicht.
„Warum zum Teufel braucht jemand noch ein 10. Annett Louisan-Album?“ fragte sie sich, als sie, übrigens in ihrer kleinen Neuköllner Wohnung, die Arbeit an neuen Songs begann. Und Annett Louisan stellte schnell fest: „ICH brauchte es – und ich hatte noch was zu sagen!“.
Und so entstand „Babyblue“. 12 Lieder über das Leben, die Liebe und das Älterwerden. Getragen von einem stets melancholischen Grundton, der uns mit leichter Hand immer wieder an kleine verträumte Straßencafés entlang der Seine zu führen scheint.
Und es ist eine Hommage an die Sechziger- und Siebzigerjahre, jongliert lustvoll mit Zitaten von Bach und Morricone, Gainsbourg und argentinischem Tango und wurde mit seinen ausgefeilten Arrangements vermutlich eher für Kultur- als für Popwellen konzipiert. Gleichzeitig ist es laut Annett Louisan der Versuch, jene Lücke zu schließen, die Hildegard Knef hinterlassen hat. Ein Satz wie "Früher sind Menschen nur 40 geworden und sparten sich so die Therapie" könnte auch von ihr sein, zu finden im wehmütigen Eröffnungssong "Die mittleren Jahre", dem zentralen Stück dieses Albums.
Fazit: Nicht nur Menschen kommen und gehen, sondern auch wir selbst. Diese Erkenntnis, die uns spätestens in der Mitte des Lebens durchdringt (kurz bevor wir die „fabelhafte Welt der Amnesie“ betreten), ist die Essenz von „Babyblue“.
Aufrichtig, leidenschaftlich und, bei aller Ernsthaftigkeit, mit jenem Augenzwinkern, das aus Annett Louisan die erfolgreichste Chansonette Deutschlands machte. Dieses Album wird ihren Status festigen.