
Album der Woche | 28.11.2020 - Bruce Springsteen: Letter to you
„Letter to you“ heißt das 20. Studioalbum von Bruce Springsteen, und es erinnert uns sehr an die frühen Schallplatten mit seiner E Street Band. Es ist ein Rückblick mit drei nie gehörten Titeln aus dem Springsteen-Archiv und neuen aus jüngster Zeit. Das ist schnörkelloser, geradliniger Springsteen-Rock. Inspiriert wurde das Album von einem traurigen Ereignis: Dem Tod des Gitarristen seiner allerersten Band, The Castiles, George Theiss.
Viele vermuteten ja zunächst, Bruce Springsteen, allzeit politisch und gesellschaftlich aktiv, könnte doch mit seinem „Letter to you“, also seinem Brief an dich oder euch, einen wütenden musikalischen Brief an seinen Noch-Präsidenten Trump schicken, schließlich sah man ihn auch in Werbespots für Joe Biden auftreten. Aber Irrtum: Die politische Debatte findet auf „Letter to you“ nicht statt, es ist eher ein Brief an seine eigene Jugend und an seine E Street Band, die ihm längst zu einer Art Familie geworden ist. So entstand ein Rückblick mit drei nie gehörten Titeln aus dem Springsteen-Archiv und neuen aus jüngster Zeit. Das ist schnörkelloser, geradliniger Springsteen-Rock. Inspiriert wurde das Album von einem traurigen Ereignis: Dem Tod des Gitarristen seiner allerersten Band, The Castiles, George Theiss. Bruce Springsteen sagt dazu:
„George war ein sehr enger Freund aus meiner allerersten Band, der sehr krank war. Er hatte nur noch ein paar Wochen zu leben, und da hatte ich ihn noch einmal besucht. Er war der letzte Überlebende aus meiner alten Band, neben mir. Als er starb, hat er mich übriggelassen. Das war ein merkwürdiges Gefühl, wenn ich so zurückdachte an meine Jugend und an all die Leute, die mir zu jener Zeit so viel bedeutet hatten. Alle sind gegangen. Und so schrieb ich den Song Last man standing, der letzte Übriggebliebene. Das war wie ein Dammbruch für alle weiteren Lieder auf dem neuen Album, die ich dann innerhalb von 7 oder 10 Tagen geschrieben habe.
Und diese Songs scheinen die 55 Jahre, die er inzwischen musikalisch unterwegs ist, mühelos miteinander zu verbinden. Unfassbare 50 Mal war er für die Musikauszeichnung Grammy nominiert, 20 Mal hat er gewonnen. Selbst einen Oscar für eine Filmmusik steht auf seinem Konto, dazu Plattenverkäufe jenseits der 130 Millionen weltweit. Damit ist der 71-jährige reif genug, ein ganz neues Thema für ein Album zu wählen. Er selbst beschreibt das so: „Es ist das erste Mal, dass ich die Musik an sich als Thema gewählt habe. Es geht um Rock’n’Roll, darum, in einer Band zu sein, und das ein ganzes Leben lang. Da spiegeln sich die Erinnerungen an meine erste Band von 1965, dann natürlich an meine E Street Band, mit der ich die letzten 45 Jahre mehr oder weniger eng verbracht habe. Das Thema also ist die Musik selbst und die Welt, die wir zusammen mit den Fans geschaffen haben.“