Lebkuchenmann, Bild: Colourbox
Lebkuchenmann | Bild: Colourbox

- Wunderbares Weihnachtswissen

Es gibt Bräuche weltweit, da ist man wirklich verblüfft. Besen reinigen? Grütze aufs Fensterbrett??? Und auch manche Wörter, die in der Zeit vor Weihnachten überproportional oft in unserem Sprachschatz vorkommen, geben Rätsel auf. Schwibbogen zum Beispiel! Aber woher kommen diese Bräuche und Wörter eigentlich? Und was ist ihre ursprüngliche Bedeutung? Antenne Brandenburg hat es für Sie - das nützliche und wunderbare Weihnachtswissen.

Bräuche aus aller Welt:

Stille Nacht - Knaller-Nacht

Stille Nacht? Haha! Nicht in Remedios auf Kuba! Hier gibt’s schon seit 1817 einen alljährlichen weihnachtlichen Wettkampf. Welcher Stadtteil ist der lauteste? Der Norden vom Remedios kämpft gegen den Süden: das längste Feuerwerk, die lauteste Musik, der kreativste Festwagen und wer singt die gemeinsten Schmäh-Lieder über den anderen Stadtteil? Da kann man mit Fug und Recht behaupten: die Einwohner von Remedios haben an Heiligabend einen Knall.

Advent mexikanisch: Nacht der Radieschen

Okay – rot und weiß sind die Farben des Weihnachtsmannes. Aber warum ausgerechnet ein rot-weißes Gemüse in mexikanischen Oaxaca zu Weihnachten den Ton angibt? Wir wissen es nicht. Wir wissen nur: am 23. ist die „Noche de rábanos“, die „Nacht der Radieschen“. Überall in der Stadt sind kunstvoll geschnitzte Radieschen zu sehen. Weihnachtliche Figuren, komplette Krippenspiele, Gebäude, ganze Partyszenen und alles aus Radieschen! Die besten Radieschenschnitzer werden gekürt und zum Schluss gibt’s ein großes Feuerwerk. Seit 1897 gibt es dieses Fest als Höhepunkt der Adventszeit in Oaxaca. Mexikanische Weihnachten mit Radieschen – Radis Navidad!

Weihnachtslotterie in Spanien

In Spanien muss es am 22.12. heißen: „HEUTE“ Kinder wird’s was geben. Denn Punkt 9 Uhr beginnt offiziell die Weihnachtszeit mit einem Kindersingfest im Fernsehen. Dreieinhalb Stunden singen Kinder live Lotto-Zahlen und Gewinnsummen. Warum? Weil das ein festes Ritual der ältesten und größten Lotterie der Welt ist: die spanische Weihnachts-Lotterie. Und die Zahlen sind gigantisch: 15-tausend Gewinner teilen sich zweieinhalb Milliarden Euro.
Im kleinen Örtchen „Sort“ spielt die Weihnachts-Lotterie eine besondere Rolle: weil „Sort“ auf Spanisch „Glück“ bedeutet, fahren viele Spanier extra hierher, um sich ein Los zu kaufen.

Familien-Lotterie in Italien

Die große Familien-Lotterie – die gibt‘s in Italien nicht vor der Tagesschau im Fernsehen, sondern jedes Weihnachten zu Hause. Denn in italienischen Wohnzimmern zieht jeder an Heilig-Abend ein Los und bekommt damit ein Geschenk zugewiesen. Mit großer Freude bekommt also Papa Alfredo das 32-teilige Kosmetik-Set und Tochter Giuliana den Pullunder für Opa Guiseppe. Aber: am 6. Januar ist die schöne Bescherung dann wirklich schön – da kommt Hexe Befana und verteilt die Geschenke an die RICHTIGEN Empfänger.

Weihnachtszeit-Gurkenzeit?

Weihnachten ist ja eigentlich keine Saure-Gurken-Zeit. Trotzdem hängen sich viele Amerikaner eine Saure Gurke als Christbaum-Schmuck an den Baum. Und viele von ihnen denken, das sei eine deutsche Tradition. Denn im Amerikanischen Bürgerkrieg wollte der aus Bayern eingewanderte Hans Lauer nach einer schweren Verletzung an Heiligabend eine saure Gurke als letzte Mahlzeit. Aber wie durch ein Wunder wurde er wieder gesund und beschloss, jedes Jahr zu Weihnachten eine Gurke an den Baum zu hängen.

Aber leider: diese Geschichte ist durch keine Quellen zu belegen und wohl ein Mythos. Trotzdem hängt bei vielen Amerikanern jedes Jahr eine grüne Gurke im Baum. Und auch bei uns in Brandenburg scheint diese Tradition zumindest bei einigen wenigen durchaus üblich zu sein. Die „Lyra Fahrrad-Werke“ aus Prenzlau hatten im Jahr 1909 auch eine Christbaum-Gurke im Angebot.

Bestechlichkeit im Amt

Keine schöne Sache, aber in Skandinavien zur Weihnachtszeit durchaus gesellschaftsfähig! Wenn in Norwegen die Helfer des Weihnachtsmannes keine Grütze am Fenster finden, machen sie mächtig Ärger und es gibt keine Geschenke. In Finnland verlangen die Weihnachtshelfer einen Teller Milchreis und ein Glas Bier, um in Geberlaune zu kommen. Die Dänen stellen eine große Schüssel Milchreis auf den Dachboden, um die Geister wohltätig zu stimmen und essen am Weihnachtsabend noch selbst einen Teller Milchreis … zur Sicherheit. Und wer darin eine Mandel findet, hat im kommenden Jahr besonders viel Glück!

Die etwas andere Krippen-Figur

In Katalonien gibt’s einen Brauch, der wohl eher nach Köttelonien klingt. In der Gegend um Barcelona wird schon seit dem 17. Jahrhundert eine sehr spezielle Figur in die Krippe gestellt: der Caganer. Klingt erst mal olé, bedeutet aber schlicht und ergreifend: der kleine Scheißer. Und sein Name ist Programm: mit runtergelassener Hose erledigt er gerade sein Geschäft im Umfeld von Jesu Geburt. Warum er das tut, das ist nicht bekannt. Es wird vermutet, dass das Männchen den Kreislauf der Natur darstellen soll. Deshalb akzeptiert sogar die strenge spanische katholische Kirche den Caganer in der Krippe als Glücksbringer. Ob das allerdings die Leute tröstet, nach deren Aussehen die kleinen Figuren gestaltet sind? Queen Elizabeth, Lionel Messi und sogar Angela Merkel – als Caganer für die katalonische Weihnachtskrippe haben schon viele berühmte Personen die Hosen runtergelassen.

Rollende Weihnachtsfreude

In Caracas, der Hauptstadt von Venezuela, sind am Weihnachtsmorgen ganze Straßenzüge gesperrt, weil die Bewohner mit Rollschuhen zur Früh-Messe in die Kirche fahren. Woher dieser Brauch kommt, ist nicht bekannt. Trotzdem hat sich die Tradition durchgesetzt. Und wo, wenn nicht hier, stimmt der Ausspruch: „Weihnachten – die ganze Verwandtschaft rollt an“.

Wahrsagende Äpfel und Nüsse

Klar: mit Essen spielt man nicht. Aber wenn man, wie in Böhmen, an Heiligabend traditionell ein 9-Gänge-Menü serviert, dann kann man auch schon mal mit Äpfeln und Nüssen die Zukunft vorhersagen. Der Apfel wird quer durchgeschnitten: sieht das Gehäuse wie ein Stern aus, dann bedeutet das Glück und Gesundheit. Aber Achtung, wenn das Apfel-Gehäuse wie ein Kreuz geformt ist: das bedeutet Unheil. Und auch wenn jemand eine leere Nuss knackt, konnte der Tod bevorstehen ...

Der Julbock

Die Skandinavier haben richtig Bock auf Weihnachten, denn sie hängen sich den „Julbock“, einen Ziegenbock aus Stroh, in den Weihnachtsbaum. Im schwedischen Gävle wird jedes Jahr ein überdimensionales Exemplar auf dem Markt-Platz aufgestellt, der hält aber leider so gut wie nie lange. Denn bei Einheimischen und Touristen hat sich ein Sport entwickelt, das 13-Meter-Ungetüm in Schutt und Asche zu legen. Vor 5 Jahren wollte die Stadt den Julbock besonders sichern – Webcams und Wachschutz wurde aufgestellt. Trotzdem brannte der riesige Strohbock schon am Tag der Einweihung komplett nieder – der Wachmann war kurz auf Klo.

Saubere Weihnachtsbesen

Alte Besen kehren gut? Leider können auch böse Hexen ausschließlich auf schmutzigen Besen fliegen. So jedenfalls die Legende. In Estland werden deshalb vor Weihnachten alle verfügbaren Besen geputzt, vom Stiel bis zu den Borsten. So können die bösen Hexen kein Unheil verbreiten. Naja – aber auch Hexen gehen mit der Zeit. Vielleicht sollten die Esten sicherheitshalber auch ihre Staubsauger putzen.

Wenn Weihnachten vorbei ist: Knut

Dass der Weihnachts-Mann eine Erfindung vom Coca-Cola ist – ist ein Gerücht. Der dicke Mann im roten Mantel mit weißem Bart tauchte schon im 19. Jahrhundert auf Postkarten auf. Und auch das Knut-Fest ist KEIN Werbe-Gag von IKEA. In Skandinavien dauert die Weihnachts-Zeit nämlich traditionell 20 Tage – heute wird also der Schmuck abgenommen, der Baum rausgeschmissen und … das freut besonders die Kinder … die übrigen Süßigkeiten verputzt. Das hat auch einen putzigen Namen: „julgransplundring“ – also „Weihnachts-Baum-Plündern“. Apropos plündern: in Finnland ging bis in die Nachkriegs-Zeit am 13. Januar ein gruseliger Knuts-Bock um, der sich frech an allem bediente, was von Weihnachten übrig ist – am liebsten übrigens Hoch-Prozentiges. Aber dieser Brauch war selbst den Finnen zu düster – heutzutage geht der „joulupukki“ um – ein netter Mann mit weißem Bart und dicken Bauch … auch hier ist also der Weihnachts-Mann angekommen.

Kurioses

Klar: am Südpol ist es deutlich einsamer als im Rest der Welt – da wünscht man sich ja fast sogar Besuch von den Schwieger-Eltern ...Aber trotzdem gibt’s so weit im Süden manchmal Weihnachts-Gäste. Der legendäre Reinhold Messner kam 1989 einfach mal an der Forschungs-Station vorbei zu Heilig-Abend, zum Zwiebel-Fisch und Eiswein – bei seiner Durchquerung des Südpols zu Fuß. Ganz praktisch übrigens, so ein Weihnachten am Südpol bei -40 Grad: der Baum nadelt nicht, und man spart die Weihnachtsbeleuchtung. Denn die Sonne scheint – rund um die Uhr!

Weihnachtswörter:

Advent

Das Wort Advent kommt vom Lateinischen “Adventus” - das heißt “Ankunft”. Früher wurden damit auch Besuche von Amtsträgern wie zum Beispiel Königen bezeichnet. Die Christenheit bereitet sich im Advent also auf die “Ankunft”, die Geburt von Jesus vor.

Übrigens: ursprünglich gab es mal 6 Advents-Sonntage. Erst Papst Gregor hat im 7. Jahrhundert festgelegt: "Vier Wochen Advents-Zeit reichen aus."

Spekulatius

So ganz genau lässt sich die Herkunft des Worts nicht nachvollziehen. Aber wahrscheinlich kommt der Name aus dem niederländischen Grenzgebiet. Da gab es das Wort "speculatie” für ein Gebäck, auf dem ein Bild eingebacken war. Und das wiederum könnte aus dem Lateinischen kommen, denn “speculum” heißt “Abbild”.

Schwibbogen

Der Name kommt tatsächlich von der Form: dieses Halbrund wird nämlich auch in der Architektur eingesetzt. Da heißt es “Schwebe-Bogen”, weil der Bogen zwischen 2 Häusern so aussieht, als würde er in der Luft schweben.

Übrigens hat der Schwibbogen im Erzgebirge, wo er herkommt, eine ganz starke Symbolik: er sollte den Bergleuten durch sein Licht den Weg nach Hause weisen. Schöne Tradition.

Lebkuchen

Lebkuchen hat nichts mit “Leben” zu tun und auch nur bedingt mit “Leib”. Denn es geht nicht um den Körper, also "Leib”, sondern um Brot, also der Laib mit "ai". Der Lebkuchen war also im Mittelalter ein “Brot-Kuchen”.

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