Tagestipp | 09.10.2024 - BMI - NICHT das Maß aller Dinge!
Wer kennt sie nicht, die Speckröllchen am Bauch, Reiterhosen an den Oberschenkeln oder zu viel Haut unter den Oberarmen – also diese Winkearme? Der sogenannte Body-Mass-Index oder kurz BMI galt lange Zeit als das Maß aller Dinge, wenn es um Über- oder Untergewicht ging. Inzwischen gibt es aber Kritik am BMI und es zählt vor allem auch, wo sich das Fett am Körper befindet. Darüber sprachen wir mit unserer rbb GESUND Reporterin Sybille Seitz.
Warum gibt es Kritik am Body-Mass-Index?
„Das liegt daran, dass Mediziner ihn einfach für zu ungenau halten. Bislang brauchten wir nur zwei Messwerte: Körpergröße und Gewicht – und daraus haben wird dann berechnet, ob wir im Normbereich oder eher im Über- oder Untergewicht liegen.
Manche Menschen sind aber ganz schlank und haben dennoch laut BMI ein Gewichtsproblem, weil sie nämlich ordentlich Muskelmasse auf die Waage bringen. Übergewicht ist aber vor allem dann gesundheitsschädlich oder sogar gefährlich, wenn es sich um zu viel Fettgewebe handelt. Und nicht zuletzt kommt es auch immer darauf an, wo sich das Fett im Körper befindet. Auch dazu sagt der BMI nichts aus.“
Welches Fett ist denn besonders gefährlich?
„Ganz klar: das Bauchfett! Das kann zu einem großen Problem werden, wenn es sich in der Leber ablagert. Das kann sich dann auf die Bauchspeicheldrüse auswirken und die Insulinproduktion durcheinanderbringen. Insulin regelt ja den Blutzuckerspiegel, und wenn es da Probleme gibt, droht eine Diabetes-Erkrankung.
Es gibt also einen engen Zusammenhang zwischen zu viel Leberfett und der sogenannten Zuckerkrankheit. Auch Fett um das Herz herum oder an den Nieren - auch das sind große Risikofaktoren, zum Beispiel für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, für Arthrose oder auch für Krebs. Interessant ist, dass vor allem Männer dazu neigen, jede Menge Fettgewebe im Bauchbereich anzusetzen. – wir kennen das alle, den typischen Bierbauch! Bei Frauen landen die überflüssigen Pfunde eher an den Hüften und an den Oberschenkeln. Und das ist übrigens viel weniger gefährlich, weil das Fett dort nicht so viel Einfluss auf den Stoffwechsel nimmt. Wenn man zunimmt, kommt es also letzten Endes auch immer sehr darauf an, wo man zunimmt.“
Was gibt es denn für Alternativen zum BMI?
„Aus den USA kommt eine neue Messmethode, der die Körperform berücksichtigt, der sogenannte „Body Round Mess Index“ oder kurz BRI, der orientiert sich nur an Taillenumfang und Körpergröße, nicht am Gewicht. Mediziner halten den Wert für genauer, um Aussagen über mögliche Gesundheitsgefahren treffen zu können.
Dann gäbe es noch das MRT – das ist am aussagekräftigsten – aber zu teuer. Deshalb werden wahrscheinlich noch viele Ärzte und Ärztinnen weiter den BMI berechnen.“
Beitrag: Sybille Seitz