Lenzen gilt als älteste Stadt der Prignitz. Im 8. Jahrhundert ließen sich im Urstromtal Slawen vom Stamm der Linonen nieder. Hier errichteten seine ringförmige Befestigungsanlage, die Burg Lunkini – den heutigen Standort der Burg Lenzen. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Lenzen im Jahr 929, als sächsische Heerscharen die Burg angriffen und eingenommen hatten. Trotz zahlreicher Schäden durch Hochwasser und mehreren Stadtbränden hat sich die Stadt mit ihren kleinen Gassen und Fachwerkhäusern ihr historisches Stadtbild erhalten. Heute ist die Stadt mit der Burg und ihrer Nähe zur Elbe ein beliebtes Ausflugsziel.

In der Deichrückverlegung trifft Hochwasserschutz auf Naturschutz. Nachdem Lenzen bei Hochwasser immer wieder in Gefahr war, wurde in den 2000er-Jahren ein deutschlandweit einmaliges Projekt gestartet: die Deichrückverlegung. Unweit von Lenzen wurde ein neuer gut sechs Kilometer langer Deich gebaut – der mehr als einen Kilometer von der Elbe entfernt liegt. Der alte Elbdeich wurde an sechs Stellen geschlitzt. So entstanden rund 420 Hektar an zusätzlichen Überflutungsflächen, die sich zur Lenzener Elbtalaue entwickelt haben. Durch gezielte Pflanzungen konnten außerdem neue Auwälder entstehen, die Lebensraum für seltene Tierarten bieten.

Er ist der einzige natürliche See der Prignitz: der Rudower See bei Lenzen mit einer Länge von mehr als drei Kilometern und einer Breite von über 600 Metern. Im Sommer ist der See vor allem bei Badegästen beliebt, die die zwei Badestellen nahe der Siedlung Leuengarten und direkt in Lenzen ansteuern. Auch für Angler, Segler und Kanuten ist der Rudower See ein beliebtes Ziel. Allerdings gibt es immer wieder Probleme mit der Wasserqualität. Einer der Gründe ist der Phosphateintrag aus dem Rambower Moor. Eine Arbeitsgruppe bemüht sich gemeinsam mit dem Land um eine Sanierung.

Unweit von Lenzen befindet sich das Rambower Moor. Es gilt als eines der schönsten Durchströmungsmoore in Brandenburg, 2014 wurde es sogar von der Heinz Sielmann Stiftung als Deutschlands schönstes Naturwunder ausgezeichnet. Das Rambower Moor ist durch einen eiszeitlichen Einbruch entstanden. Auf einem gut zwölf Kilometer langen Rundweg können Besucher die Tier- und Pflanzenwelt erkunden, besonders empfehlenswert sind die beiden Aussichtspunkte – der Vogelbeobachtungspunkt, sowie der Rambower Moorblick. Im Frühjahr wachsen auf den Feuchtwiesen Orchideen oder Sumpfdotterblumen, auch lässt sich der orangerote Feuerfalter beobachten. Außerdem wird das Moor von Kranichen und Wildgänsen als Schlafplatz genutzt.

Auf dem Platz vor der Burg stoßen die Besucher auf die Lenzener Narrenfreiheit. Die Figurengruppe wurde vom Künstler Bernd Streiter entworfen und entstand 2009 als abschließendes Projekt der Stadtsanierung. Die Figuren basieren auf dem Inhalt eines Briefes des Amtsmannes Gijsels van Lier, den er 1653 an den Preußischen Kurfürsten schrieb. Darin berichtete über die turbulenten Verhältnisse in Lenzen nach dem 30-Jährigen Krieg. Die Figuren zeigen humorvoll den Menschen mit all seinen Schwächen.

Eine Rarität gibt es am Lenzener Rathaus: die Einzeigeruhr. Laut Stadtführerin Erika Otto eine der wenigen verbliebenen in Deutschland. Die Uhr zeigt nur die Stunde an, jedoch nicht die die Minuten oder Stunden. Im 18. Jahrhundert seien die Menschen mit der Genauigkeit der Uhr im Stundentakt zufrieden gewesen, heißt es. Außerdem sei eine Uhr mit nur einem Zeiger kostensparender gewesen. Nachdem die Einzeigeruhr lange Zeit stillstand, setzen sich Lenzener in den 90er-Jahren ein, die Uhr wiederherzustellen.

Lenzen ist stark von seiner Lage zu DDR-Zeiten geprägt. Durch die unmittelbare Nähe zu Niedersachsen – nur getrennt durch die Elbe – wurde Lenzen 1952 von der DDR zum Sperrgebiet erklärt. Damit einherging eine Isolierung, weshalb die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung stagnierte. Urlenzener berichten heute, dass vor allem die fehlende Bewegungsfreiheit ein Problem war. So durfte so gut wie kein Besuch empfangen werden. Auch nachdem Lenzen ab 1972 nicht mehr zum Sperrgebiet gehörte, prägte die Grenznähe das Leben. So durften die Einwohner nur mit einem Passierschein in die Nähe der Elbe, auch wurden weiterhin Besuche kontrolliert. Selbst heute hat Lenzen noch mit der DDR-Geschichte zu kämpfen. Viele früher enteigneten Häuser in der Altstadt stehen leer und verfallen, weil nach wie vor Besitzfragen nicht geklärt sind.

Wer rund um Lenzen unterwegs ist, erlebt durchaus kurioses. Mitten in der Natur – fernab von Straßen – stehen Haltestellenschilder. Doch auf den Bus wartet man dort vergeblich. Stattdessen informieren die 25 Haltepunkte zu 25 Natur- und Kulturerlebnissen im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg, zum Beispiel am Qualmwassersteg am Lenzener Deich – unweit des Sportboothafens. Dort können sich Besucher zum sogenannten Qualmwasser informieren. Bei Hochwasser sorgt der Wasserdruck, dass es aus dem Boden brodelt und qualmt. Das Qualmwasser ist Lebensort für den Moorfrosch oder die Rotbauchunke. Weitere Haltestellen befinden sich in der Deichrückverlegung, am Grenzturm Lenzen oder am Burgpark.

400 Meter trennen die beiden Ufer von Lenzen und Pevestorf. Zu DDR-Zeiten gab es hier kein Durchkommen, doch mit dem Mauerfall änderte sich das wieder. Was früher getrennt war, wuchs zusammen – spätestens als 1992 wieder der Fährbetrieb zwischen Lenzen in der Prignitz und Pevestorf in Niedersachsen aufgenommen wurde. Seitdem ist die Fähre „Westprignitz“ täglich unterwegs, um Pendler, Touristen und Geschäftsleute überzusetzen, sofern es der Wasserstand der Elbe zulässt.

Vor dem Rathaus steht seit April 2014 Lenzens „Brezeltante“. Die lebensgroße Bronzestatue erinnert an die Lenznerin Anna Grieben. Im 17. Jahrhundert hat sie sich durch ihr Engagement für das Wohl der Kinder einen Namen gemacht. Nachdem ihr ein Kind gestorben war hatte sie an jedem Freitag vor Palmsonntag an Kinder, Lehrer sowie die beiden Geistlichen der Stadt Brezeln und Papier verschenkt. Durch eine Stiftung wurde die Tradition bis zum Beginn des 1. Weltkrieges aufrechterhalten.