Vergessen Sie den Rhein in Flammen – in Pritzerbe wird jedes Jahr die Havel flambiert. Seit 1999 findet in jedem Sommer ein großes Feuerwerk vor der traumhaften Uferkulisse statt – die „flambierte Havel“.

Von einem eigens konstruierten Schwimmsteg am Kützkower Ufer feuern die Pyrotechniker - synchron zur Musik - Goldchrysanthemen, Silberfontänen und Bengalfeuer in den nächtlichen Himmel und verwandeln das Flusswasser mit hunderten Schwimmkerzen in ein magisches Lichtermeer.

In diesem Jahr wurde die Veranstaltung coronabedingt abgesagt. Für 2021 ist Pritzerbe aber hoffentlich wieder Feuer und Flamme für die flambierte Havel.

In Pritzerbe gibt es einen Mann, der bei Tag und Nacht angelt: Fischer Kalle.

Die lebensechte Figur aus Gips sitzt direkt an der Bundesstraße 102 in seinem Kahn - mit Friesennerz, Wathosen, dem bronzefarbenen Südwester auf dem Kopf und der Angel in der Hand. Für einige ist er bereits sowas wie der Schutzpatron des früheren Fischerstädtchens.

Die Idee zu diesem Pritzerber Original entstand zur 1050-Jahr-Feier des Ortes, 1998. Modell stand Karl Heinz Schenk, der letzte Berufs-Fischermeister der Gegend. Kita-Kinder nahmen damals ein Gipsmodel von ihm ab und machten ihn auf diese Weise zur Legende. 2015 ging er in Rente, aber sein Doppelgänger ist weiter jeden Tag auf der Jagd nach Aal, Hecht und Plötze – im hölzernen Kahn an der Bundesstraße 102.

Die Rohrweberei in Pritzerbe ist ein Unikum. Sie ist die letzte aktive Rohrweberei in Deutschland. Hier wird Schilf zu Rohrmatten, Baum-Manschetten, Sichtschutz oder Dekorationsmaterial verarbeitet.

Rohrweben hat besonders an den Ufern der Havel und ihrer Umgebung eine jahrhundertealte Tradition. Alle Schritte werden in der Weberei in Pritzerbe noch wie einst in Handarbeit ausgeführt. Auch Besucher können sich am Webstuhl ausprobieren, die Schauwerkstatt besichtigen, und einen Ausflug in den nahegelegenen Schilfgürtel am Pritzerber See unternehmen. Um die Brandenburger Natur zu schonen, wird für die Weberei kein wildwachsendes Schilf verwendet, sondern Pflanzen, die auf eigenen Feldern angebaut werden.

Untergebracht ist die Rohrweberei im ehemaligen Schützenhaus der Pritzerber Schützengilde aus dem Jahr 1929. Nach dem Krieg wurde hier die Rohrweberei eröffnet.

Wer von Pritzerbe am Ostufer der Havel ins benachbarte Kützkow am Westufer möchte, kommt an der Havel-Fähre nicht vorbei. Erstmals erwähnt wurde die Fährverbindung im Jahr 1385.

An 365 Tagen im Jahr befördert das Fährschiff von frühmorgens bis spätabends Einwohner, Touristen, Autos und Fahrräder von einer Seite zur anderen. Vier Fährmänner setzen täglich im Zweischichtsystem bis zu 500 Fahrgäste und 100 PKW über.

Die Autofähre wird von einem Dreizylinder-Dieselmotor angetrieben und zieht sich aus eigener Kraft an einer Kette über den 180 Meter breiten Fluss.

Die Stadtpfarrkirche in Pritzerbe ist die einzige Dorfkirche in der Region, die einen Namen trägt: Sankt Marien „Unser lieben Frauen“.

Pritzerbe war im Mittelalter mehrfach Residenz des Bischofs von Brandenburg. 1689 wurde die Stadt bei einem Feuer komplett zerstört, auch die damalige Kirche. 1783 wurde die neue Stadtkirche St. Marien geweiht.

Die kostbare Barock-Orgel wurde im Jahr 1737 gebaut und stand zunächst im Militärwaisenhaus Potsdam. 1792 wurde sie für 160 Reichsthaler nach Pritzerbe versetzt. Gebaut wurde sie von Joachim Wagner, dem „märkischen Silbermann“. Er war der bedeutendste Orgelbauer der Barockzeit in der Mark Brandenburg. Sein größtes Werk mit 50 Registern auf drei Manualen entstand in der Berliner Garnisonkirche.

Pritzerbe war eine Stadt der Schiffer und Schiffbauer.

Zur Blütezeit 1871 gab es über 60 Schiffseigner. Zudem verweisen die Geschichtsbücher zwischen 1861 und 1929 auf drei gleichzeitig arbeitende Werften und eine Schiffsversicherung. Hier lagen Schleppkähne vor Anker, die auf Havel, Spree und Elbe Güter wie Kartoffeln, Getreide, Kohle und Ziegel transportierten.

Die Historie der Schifffahrt kann man im Hafen von Pritzerbe im Laderaum des Schleppkahns "Ilse-Lucie" begutachten. Er lief 1927 in Oderberg (Barnim) vom Stapel. Mitglieder vom "Pritzerber Schifffahrtsverein" haben den gut 40 Meter langen Koloss in 700 Stunden ehrenamtlicher Arbeit und mit einer Summe von 50.000 Euro überholt und zu einem Museum umgebaut.

Auf der 5. Etappe des Havel-Radwegs führt der 60 Kilometer lange Weg von Brandenburg an der Havel nach Rathenow auch durch Pritzerbe.

Auf dieser Strecke erleben Sie das Künstlerdorf Bahnitz, das Naturparkzentrum Westhavelland in Milow, das im frühen 18. Jahrhundert errichtete Schloss Plaue, sowie Premnitz mit großem Naturschutzgebiet und die Optikerstadt Rathenow.

Der Havel-Radweg gilt als einer der schönsten Fluss-Radwege Deutschlands. Auf sechs Etappen führt er hufeisenförmig von der Quelle der Havel bis zu ihrer Mündung durch vier Bundesländer: Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin und Sachsen-Anhalt. Er ist 371 Kilometer lang, beginnt an der Quelle in Ankershagen (MV) und endet an der Elbe bei Gnevsdorf im Landkreis Prignitz.

Die Havel ist der Dreh- und Angelpunkt für den Tourismus in Pritzerbe. Hier finden Wassersportler, was das Herz begehrt.

Rund um Pritzerbe gibt es mehrere Marinas, also Bootsliegeplätze, zum Teil ausgebaut mit Duschen, Grillplätzen, Badestellen, Tretboot-, Kanu- und Radverleih, Hausbooten oder Wohnwagenstellplätzen.

Verschiedene Anbieter haben sich auf die Bedürfnisse aller Wasserratten spezialisiert. So kann man sich am Havelsee in einen Neoprenanzug zwängen, um anschließend auf einem Surfbrett, das von einem Motorboot gezogen wird, übers Wasser zu düsen.

Wasserwanderer haben die Möglichkeit, mit einem Kanu den Naturpark Westhavelland zu erkunden, und an einigen Biwakplätzen sogar anzulanden und zu übernachten. Oder schippern Sie mit dem Havelkahn durch die wilden Altarme der Havel und beobachten mit Naturführern Fischadler, Eisvögel und Trauerseeschwalben.

Für Angelfreunde bietet Pritzerbe viele Möglichkeiten, sich neue Reviere zu erschließen. Mit etwas Glück geht einem auf der Havel schon mal ein Zwei-Meter-Wels an den Haken.

Lizensierte Angelführer begleiten die Gäste mit dem Boot zu den Fischgründen. Barsch und Karpfen, Hecht und Rapfen sorgen für einen guten Fang. Der Zander hingegen macht sich im klaren Flusswasser etwas rar.

Schon in der Steinzeit wurde auf der Havel gefischt. Das belegen Funde von Angelhaken und Harpunen. Die Fischerei war für Pritzerbe lange Zeit ein wichtiger Wirtschaftszweig. Um 1550 lebten hier 45 Fischer und nur 15 Ackerbauern. Noch heute künden im Stadtwappen die beiden Fische mit Angelhaken vom Fischreichtum der Gegend.

Der wohl ungewöhnlichste Laden von Pritzerbe ist der „Silberschlüssel“. Im ehemaligen Konsum des Ortes kann man nach Herzenslust spielen, basteln, quatschen und töpfern.

Jan aus Sachsen und Yvonne aus den USA haben sich mit ihrem Geschäft in der Pritzerber Hauptstraße einen kleinen Traum erfüllt. Die beiden wollten einen Ort schaffen, an dem man sich treffen, kreativ sein oder einfach nur eine Tasse Kaffee trinken kann. In ihrem Sortiment haben sie Brett- und Strategiespiele, Modellbaukästen, Pinsel, Werkzeuge und Töpferton. Bevor man sich für eines der Spiele entscheidet, kann man sich aus dem Testregal bedienen und mit Freunden ausprobieren. Vom Kindergeburtstag bis zur Töpferrunde ist hier alles möglich, was Spaß macht. Der perfekte Ort nicht nur für verregnete Herbstnachmittage.