Seit Mitte der 90er Jahre ist Pritzwalk stets im Wandel. Nach einem Hochwasser wurde 1995 mit der Sanierung der Altstadt begonnen – das Ziel war dabei immer klar: das typische Bild einer Prignitzer Kleinstadt sollte erhalten bleiben. In den vergangenen Jahrzehnten konnten zahlreiche historische Gebäude saniert und gesichert werden. Auch künftig stehen Veränderungen an. Plattenbaublöcke werden abgerissen, Wohngebiete für Eigenheime neu erschlossen und auch das Bahnhofsareal steht im Fokus: hier werden neue Grünanlagen, Parkplätze und E-Ladesäulen errichtet.

Sie ist eines der Schmuckstücke in Pritzwalk: die ehemalige Tuchfabrik. Im 19. Jahrhundert wurden in der Fabrik am Ufer der Dömitz Tuche unter anderem für Militäruniformen, für Beamte oder die Post hergestellt. Zu DDR-Zeiten hatte die Verwaltung des damaligen Landkreises ihren Sitz, mit der Wiedervereinigung hatte das Gebäude zunächst keine Nutzung. 2011 kaufte schließlich Pritzwalk das Gebäude und sanierte es. Heute ist es Heimat der Bildungsgesellschaft mbH Pritzwalk, bietet zahlreichen Wohnraum und ist Heimat der Museumsfabrik. Sie berichtet über die Industrialisierung des ländlichen Raums im frühen 20. Jahrhundert. Unter anderem gibt es Exponate aus den Bereichen Tuchfabrik, Druckerei und Handwerker zu sehen.

Ein beliebtes Gebiet für einen Spaziergang ist der Trappenberg. Im Wäldchen im Süden Pritzwalks befindet sich außerdem der Bismarckturm. Er wurde 1905 zu Ehren des Kanzlers Otto von Bismarck eröffnet. Heute ist der Pritzwalker Bismarckturm der einzig verbliebene in der Prignitz. Im Turm sind mehr als 20 Glasmosaikplatten eingelassen, auf denen die Wappen von Adelsfamilien und Städten der Prignitz zu sehen sind. Der Turm wurde 1999 saniert und bietet mit seiner Aussichtsplattform einen schönen Blick auf den angrenzenden Wald und die Stadt Pritzwalk.

Zu Pritzwalk gehörten einst auch zahlreiche Wassermühlen, direkt an den Flüssen Dömnitz und Rodane. Zwei davon konnten erhalten bleiben. Zum einen die Kathfelder Mühler am nordwestlichen Stadtrand. Nachdem die Eigentümerfamilie die Mühle nach der Wiedervereinigung zurückbekam, wurde das Gebäude saniert. Im Inneren gibt es eine gut erhaltene Mühlentechnik mit einer Ausstellung. Am Deutschen Mühlentag kann die Kathfelder Mühle besichtigt werden. Rund drei Kilometer von Pritzwalk entfernt findet sich eine weitere ehemalige Wassermühle – die Schönhagener Mühle. Seit dem 15. Jahrhundert gibt es im Ort eine Wassermühle, das Mühlenhaus wurde im 19. Jahrhundert errichtet. Heute gibt es in der Mühle Übernachtungs- und Gastronomieangebote.

Immer Mitte November startet in Pritzwalk die Knieperkohlsaison und die Stadt bezeichnet sich selbst als Hauptstadt dieses Prignitzer Nationalgerichts. Knieperkohl ist ein Sauerkraut ähnliches Gemüse. Es besteht zum Großteil aus Weißkohl, einem Anteil Grünkohl und blauem Markstammkohl, der ursprünglich zur Futtergewinnung hergestellt wurde. Mit Weinreben und Salz wird das Kohlgemisch schichtweise mindestens sechs bis zehn Wochen im Fass vergärt. Das frühere Arme-Leuteessen ist heute das Prignitzer „Nationalgericht“. Zum Auftakt gibt es in Pritzwalk in jedem November den Markt „Knieper und Regionales“, in kaum einem Pritzwalker Restaurant darf zudem bis in den März hinein der Knieperkohl auf der Speisekarte fehlen. Er gilt als sehr gesund: er enthält viele Vitamine und Mineralstoffe und stärkt den Körper für die kalte Jahreszeit.

Pritzwalk hat eine enge Verbindung mit dem FC Bayern München – zumindest in seiner Gründungszeit. Denn der erste Präsident des Traditionsvereins war der in Pritzwalk geborene Franz Adolf Louis. Er war einer der Hauptinitiatoren für die Gründung des Vereins und schließlich von 1900 bis 1903 der Präsident des FC Bayern München. Auch heute noch schlägt bei zahlreichen Pritzwalkern das Herz rot-weiß. Denn der FC Bayern Fanclub Pritzwalk 09 gilt als einer der größten Bayern-Fanclubs in der Region.

Wer Pritzwalk und Umgebung aus der Luft entdecken möchte, muss nicht weit fahren. Am Sommersberg befindet sich das Segelflugzentrum, von dem aus regelmäßig Hobbysegler durch den Himmel gleiten. Außerdem werden Rundflüge und Segelkunstflüge angeboten. Auch können Segelflugbegeisterte in Pritzwalk die Pilotenausbildung absolvieren. Wer sich anschließend stärken möchte, muss nur die Straßenseite wechseln und kann in der Pritzwalker Heidelbeerplantage die Beeren direkt vom Heidelbeerstrauch pflücken.

Wie vielerorts in der Prignitz kann auch in und um Pritzwalk gepilgert werden. Besonders geeignet ist dafür der Pilgerweg „Annenpfad“. Auf 22 Kilometern geht es zum Beispiel vom Pritzwalker Ortsteil Alt Krüssow – mit seiner 500 Jahre alten Wallfahrtskirche – aus in Richtung Heiligengrabe über Wald- und Feldwege. Wer eine Verschnaufpause braucht, kann es sich auf den Bänken am Wegesrand gemütlich machen. In Bölzke, ebenfalls einem Ortsteil von Pritzwalk, kann die sanierte Dorfkirche mit ihrer Ausstellung über das Pilgerwesen besichtigt werden.

Der Hainholz gilt als Pritzwalks „Grüne Lunge“. Das Waldgebiet liegt im Nordosten der Stadt und ist ein beliebtes Ausflugsziel. Neben einer Waldschule mit einem Lehrgarten, einem Park der Jahresbäume und einem Streicheltierhof bietet der Hainholz auch das beliebte Waldschwimmbad. Das rund 250 Hektar große Waldgebiet kann über gut ausgebaute Wege zu Fuß oder auch per Fahrrad erkundet werden.

Durch Zufall stießen Bauarbeiter im Jahre 1870 auf einen großen und kulturhistorische bedeutenden Schmuckfund des späten Mittelalters. Bei Bauarbeiten in der Roßstraße entdeckten sie über 430 silberne oder teils vergoldete Schmuckstücke mit einem Gesamtgewicht von über 1,5 Kilogramm, sowie zahlreiche München. Nach Untersuchungen gelangte der Schatz nach 1392 in den Pritzwalker Boden. 1896 erwarb das Kunstgewerbemuseum Berlin den Silberfund. Allerdings galt er nach dem Zweiten Weltkrieg lange Zeit als verschollen und wurde Ende der 80er-Jahre erstmals wiederentdeckt. Wem er Silberschmuck ursprünglich gehörte, das ist bis heute nicht bekannt.