Wann genau Walsleben entstanden ist, lässt sich heute nicht mehr genau nachvollziehen. Denkbar ist, dass das Dorf während der Kriegsgeschehnisse im 12. und 13. Jahrhundert entstanden ist. Erstmals wurde Walsleben 1362 in historischen Aufzeichnungen durch den Gefolgsmann des Herren von Ruppin – Johann de Walsleue – erwähnt. Eine der wichtigsten Personen für den war der Gutsbesitzer und Lehnsherr Andreas von Klitzing. Ein kleiner Teil der Befestigungsmauer des damaligen Herrensitzes sind heute noch in Walsleben zu finden. In der Dorfkirche gibt es außerdem ein Bildnis von Klitzing als Steinrelief zu sehen.

Die kleine Dorfkirche von Walsleben wurde zwischen 1590 und 1592 als Fachwerkbau errichtet. An der Nordseite befindet sich ein Gruftanbau. Ein Grabstein zeigt dort Andreas von Klitzing (1586 gestorben) in voller Rüstung. Vom ursprünglichen Renaissancealtar ist nur noch die Sandsteinpredella mit einer Abendmahlsdarstellung erhalten geblieben. Aus der Erbauungszeit stammt ebenfalls der Taufstein aus Sandstein. Die Walslebener hatten sich zu DDR-Zeiten für ihre Kirche stark engagiert und so eine Sanierung ermöglicht. Eine Besonderheit heute ist, dass die Kirche keine feststehenden Bankreihen mehr hat. So kann die Kirche den Bedürfnissen – für Gottesdienste oder Festtafeln – angepasst werden.

Im Juli 1992 haben sich 17 Gemeinden des damaligen Kreises Neuruppin zum Amt Temnitz zusammengeschlossen. Seitdem ist Walsleben auch der Sitz der Amtsverwaltung. 1997 folgte ein weiterer Zusammenschluss: aus den 17 amtsangehörigen Gemeinden entstanden sechs Großgemeinden. Mit diesem Schritt sollten zum einen Kosten gespart werden, zum anderen sollte so eine leistungsfähige und wirtschaftlich arbeitende Verwaltung geschaffen werden.

Nach der Wende hatte die Gemeinde einen Einwohnerschwund zu verzeichnen: von knapp 1.000 auf heute rund 800. Doch langsam wächst das kleine Dorf wieder. Vor allem Familien entdecken das Landleben für sich. Jüngst hat die Gemeinde ein neues Wohngebiet errichten lassen. Zwölf der dreizehn Baugrundstücke haben bereits einen neuen Besitzer gefunden. Bei vielen würde mittlerweile das Gefühl entstehen, dass man auch gut auf dem Dorf leben kann. In Walsleben sorgen dafür auch die Kita, eine Schule sowie eine ärztliche Versorgung im Ort. Ginge es nach der Gemeinde könnten in Zukunft auch noch weitere Baugrundstücke entstehen, allerdings lässt der Landesentwicklungsplan Walsleben nur wenig Spielraum.

Bemerkenswert ist in Walsleben auch das lebendige Dorfleben. So stellen die Walslebener mit viel Liebe das Erntefest auf die Beine. Auch der Verein „Dreamteam“ – eigentlich ein Volleyball- und Tischtennisverein - sorgt für viele Veranstaltungen im Ort – vom Tannenbäume verbrennen beim Knutfest im Januar bis zum Erntekronen flechten im Oktober. Auch das Konzert „Rock am Brink“ bei dem jedes Jahr regionale Rockbands auftreten wird vom Dreamteam organisiert. Nicht zu vergessen, die sehr aktive Freiwillige Feuerwehr mit mehr als 30 aktiven Mitgliedern, die unter anderem für Teile der Autobahn 24 zuständig ist.

Sie sorgen für Sicherheit auf den Autobahnen im Nordwesten Brandenburgs: die Beamten der Autobahnpolizei Walsleben. Die rund 50 Polizisten sind für rund 180 Kilometer Autobahn zuständig: darunter die A24, die A19 sowie die A10 von der Landesgrenze zu Mecklenburg-Vorpommern bis zum Autobahndreieck Barnim bei Berlin. Zu ihren Aufgaben gehören unter anderem die Überwachung und Kontrolle des Verkehrs, die Unfallaufnahme und auch die Aufklärung von Diebstählen. Zunächst war die Autobahnpolizei provisorisch an der Raststätte Walsleben-West untergebracht. Seit 2006 haben die Beamten eine eigene Wache direkt an der A24 auf der Rastanlage Walsleben-Ost.

Besonders stolz ist Walsleben auf seine Thomas-Müntzer-Grundschule – eine von zwei Grundschulen im Amt Temnitz. Knapp 100 Schüler aus dem Amt besuchen die Halbtagsschule, die auch zum Pilotprojekt der Inklusiven Schule gehörte. „Die Schule ist wichtig“, sagt Bürgermeister Burkhard Gammelin. Die Kinder könnten bis zum Ende der 6. Klasse im Ort bleiben und würden so an ihre Heimat gebunden. Davon würden auch die Vereine wie das Dreamteam oder der Anglerverein profitieren, so der Bürgermeister.

Seit 1898 hat Walsleben einen eigenen Bahnhof. Heute hält hier der RE6, der sogenannte Prignitz-Express. In seiner Glanzzeit hat das Bahnhofsgebäude es den Reisenden sehr angenehm gemacht – mit zwei Wartesälen und einer Schankwirtschaft, die die Wartezeit auf den Zug verkürzte. Nach der Wende war zunächst unklar, wie es mit der Bahnstrecke Wittstock-Kremmen weitergeht. Schließlich entschloss man sich die Strecke für den Prignitz-Express auszubauen. Dabei wurden die Gleise und der Bahnhof um einige hundert Meter verlegt. Das historische Bahnhofsgebäude steht deshalb heute fernab der Gleise und befindet sich in Privatbesitz und wurde so vor dem Verfall gerettet.

Das Flüsschen Temnitz ist Namensgeber des Amtes Temnitz und war Lebensader der Region. Die gut 40 Kilometer lange Temnitz entspringt nahe Pfalzheim bei Rägelin und mündet in den Rhinkanal bei Zootzen – nahe der Kreisgrenze zum Havelland. Schon um 1200 wurde die Wasserkraft zum Antrieb von Mühlen genutzt. So entstanden entlang des Flussverlaufs sieben Mühlen – auch in Walsleben. Sie wurde bereits 1507 erstmals erwähnt und wurde bis 1990 genutzt. Die Walslebener Mühle ist allerdings die einzig verbliebene der Temnitz-Mühlen – ihre Bausubstanz blieb fast vollständig erhalten. Heute ist dort eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung untergebracht.

In Walsleben wurde im Sommer 2020 ein sogenanntes Mieterstromprojekt gestartet. Rund 400 Solarmodule wurden dabei auf die Dächer von zwei Neubaublöcken installiert. Rund 50 Wohnungen können somit direkt Solarstrom vom eigenen Dach beziehen. Die Anlagen produzieren jährlich 115 MWh Energie und sparen so 72 Tonnen CO2 ein. Die Mieter sparen durch das Solarstromprojekt so rund 15 Prozent der Stromkosten – im Vergleich zum Grundversorgertarif.