Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden beim Bau der Eisenbahnstrecke Löwenberg-Templin große Ton-Vorkommen rund um Zehdenick entdeckt. Daraufhin entstand hier in den kommenden Jahren das größte Ziegelrevier Europas.

Davon profitierte vor allem die Millionenmetropole Berlin, die zur Gründerzeit aus allen Nähten platzte. Die vielen Mietskasernen in der wachsenden Stadt wurden mit Milliarden von Ziegeln aus Mildenberg gebaut, darunter ganze Straßenzüge im Prenzlauer Berg und später, nach 1945, auch die Wohnhäuser auf der heutigen Karl-Marx-Allee.

Mit dem Ende der DDR endete auch die Ziegelei-Produktion. 1997 öffnete der Ziegeleipark als riesiges Industriedenkmal mit Abenteuerspielwiese, Wasserseilfähre, Streichelzoo, Schienenfahrrad oder der Tonlorenbahn, die Fahrten durch die Tonstichlandschaft anbietet.

Durch den Abbau riesiger Tonvorkommen unter den Havelwiesen seit den 1880er Jahren entstand im Laufe der Zeit eine einmalige Naturlandschaft – die Tonstiche.

Diese etwa 60 Tongruben füllten sich nach ihrer Nutzung nach und nach mit Wasser, bilden kleine Seen, die durch Wälder, Sümpfe, Moore und feuchtes Grünland miteinander verbunden sind.

Tiere wie der Biber, Fischotter oder die Große Rohrdommel haben sich wieder angesiedelt, Kraniche nisten hier, auf den Feuchtwiesen wachsen Orchideen wie das Steifblättrige Knabenkraut, Flussmuscheln filtern das Wasser, das aus der Havel über sogenannte Stichkanäle in die alten Tonmulden fließt.

Begleitet von kundigen Führern können Sie diese einzigartige Landschaft zu Fuß, mit dem Boot oder dem Fahrrad erkunden.

Sie ist der älteste Baum der Stadt – die etwa 400 Jahre alte Gerichtslinde.

Woher der Name genau rührt ist unklar. Die Linde befindet sich einerseits in der Nähe des Amtsgerichts Zehdenick, am Friedrich-Ebert-Platz, könnte aber in früheren Jahrhunderten auch selbst Ort der Gerichtsbarkeit gewesen sein. Immerhin wird der Linde in der germanischen und slawischen Mythologie nachgesagt, sie könne bewirken, dass die Wahrheit ans Licht kommt.

Der etwa sechs Meter dicke Stamm muss inzwischen gestützt werden, da der Baum innen hohl ist. Ein eigenes Gutachten bescheinigte der Linde, die vor etwa 100 Jahren sogar einen Blitzeinschlag und Brand überstand, dennoch beste Gesundheit.

Im Zehdenicker Hafen, in Sichtweite zur Schleuse Zehdenick, befindet sich das Schiffermuseum der Stadt. Es ist der Großfinowmaßkahn „Carola“, der hier vor Anker liegt.

Vom 17. bis zum 20. Jahrhundert war der Kahn- und Schiffbau ein wichtiger Industriezweig in Zehdenick. Ende des 18. Jahrhunderts waren hier drei Schiffsbauer ansässig und fertigten unter anderem Schiffe für die „Königliche Holzadministration“. Vom Transportbedarf der florierenden Ziegelproduktion im 19. Jahrhundert profitierte auch die Havelschifffahrt, die das begehrte Baumaterial auf dem Wasserweg nach Berlin lieferte. Um 1935 gab es in Zehdenick etwa 500 Schiffer und knapp 300 Lastkähne.

Das Museumsschiff „Carola“ ist gelegentlich auch auf dem Wasser unterwegs, um die Ausstellung zur Zehdenicker Schifffahrt in der Region zu präsentieren. Den Besucher erwarten Schiffsmodelle, historische Fotos und Bauzeichnungen, sowie der spannende Blick in den Betriebs- und Maschinenraum des Kahns.

Um 1250 wurde in Zehdenick am Ort eines Hostienfrevels ein Zisterzienserinnen-Kloster gegründet.

Der Legende nach vergrub eine Wirtin im Keller unter ihrem Bierfass eine geweihte Oblate, um auf diese Weise mit Gottes Hilfe den Bierkonsum ihrer Gäste anzukurbeln. Die Dame wurde allerdings von Gewissensbissen geplagt und vertraute sich einem Priester an. Der ließ die Oblate wieder ausgraben und fand dabei an einigen Stellen blutige Erde. Mit diesem „Blutwunder“ wurde Zehdenick zum Wallfahrtsort.

Im Kloster lebten zunächst Nonnen aus dem Zisterzienser-Orden. Nach der Reformation im 16. Jahrhundert wurde daraus ein evangelisches Damenstift. Im Dreißigjährigen Krieg wurden viele Gebäude fast vollständig zerstört. Im malerischen Kloster-Innenhof finden in den Sommermonaten Konzerte und Veranstaltungen statt und der Klostergarten wurde zu einer Streuobstwiese nach historischem Vorbild umgestaltet.

Ab dem kommenden Jahr soll ein eigenes Museum die Geschichte des Klosters erzählen.

Bereits im 15. Jahrhundert wird über die Verarbeitung und Herstellung von Eisen in Zehdenick berichtet, von einem Eisenhüttenwerk und später auch eigenem Hochofen. Grund dafür waren große Vorkommen an Raseneisenstein in der Region.

1594 wurde in Zehdenick z.B. ein Fußmörser aus Gußeisen gefertigt - ein zwölf Kilogramm schweres Geschütz, das im Deutschen Historischen Museum in Berlin ausgestellt ist.

200 Jahre später schreibt das Eisenwerk Industriegeschichte. 1785 wurden hier die Gußteile zur ersten – wie es damals hieß – „aus deutschem Material von deutschen Arbeitern hergestellten Dampfmaschine“ gegossen. Sie wurde im Bergbau bei Hettstedt zur Wasserregulierung eingesetzt.

Der Hochofen, der zwischen 1664 und 1666 hinzukam, wurde vor allem für die Produktion von Kanonenkugeln genutzt. Aber auch Schlossbauten, wie eine eiserne Grotte für Schloss Oranienburg kamen aus Zehdenick.

Es ist die perfekte Möglichkeit, einen Besuch von Zehdenick mit einem Ausflug in die wassereiche Natur zu verbinden: Fahren Sie zwei Etappen auf der etwa 660 Kilometer langen Fahrradstrecke zwischen Berlin und Kopenhagen.

Etappe 2 führt 36 Kilometer von Oranienburg nach Zehdenick. Sie radeln am Ufer des Lehnitzsees entlang zum Oder-Havel-Kanal, passieren Liebenwalde, durchqueren kleine Wälder, weite Wiesen, märkische Alleen und bekommen einen ersten Eindruck von der vielfältigen Tonstichlandschaft.

In Zehdenick können Sie Zwischenstopp machen, sich umschauen und übernachten, und am nächsten Tag Etappe 3 in Angriff nehmen – von Zehdenick nach Fürstenberg. Diese 41 Kilometer lange Strecke führt Sie zum Großen Wentowsee, durch weitere Teile der gefluteten Tonstichgruben, den Naturpark Stechlin-Ruppiner Land, vorbei an beschaulichen Dörfern und ursprünglichen Wäldern.

Falls Sie auf Ihrer Radtour zufällig ein Blatt Papier und einen Briefumschlag dabeihaben, können Sie kurz vor Fürstenberg auch schnell noch in Himmelpfort Ihren Wunschzettel an den Weihnachtsmann einwerfen.

Neben den Überbleibseln des Klosters gehört die evangelische Stadtkirche zu den ältesten Gebäuden von Zehdenick. Sie wurde um das Jahr 1250 erbaut.

Teile der Kirche sind noch aus den Anfangsjahren erhalten, unter anderem der untere Aufbau des Kirchturms und dessen Portal. Er wurde aus Feldsteinmauerwerk errichtet.

Wie so oft bei historischen Gebäuden, wurde auch die Kirche im Laufe der Jahrhunderte von Feuern in Mitleidenschaft gezogen. Sie brannte 1687 bis auf die Mauern aus und wurde beim großen Stadtbrand von 1801 erneut schwer beschädigt. Danach entstand ein klassizistischer warmgelber Putzbau, in den der frühgotische Feldsteinturm einbezogen wurde.

Nach der Wende wurde das Gotteshaus umfangreich restauriert. Ein besonderer Hingucker: der mauritiusblaue, kassettenartige Sternenhimmel an der Decke des Kirchenschiffs.

Erleben Sie Ihren Spaziergang durch Zehdenick erhobenen Hauptes, und entdecken Sie zwölf Geisterköpfe an den Häusern der Stadt.

Schon im Mittelalter haben die Zehdenicker Bürger Schutz bei guten Geistern gesucht. Dafür haben sie steinerne Köpfe von Fabelwesen über Türen, Toren und Fenstern anbringen lassen, die Unheil von den Bewohnern fernhalten sollten. Es waren wasserspeiende Ungeheuer oder gehörnte Waldmonster mit möglichst abschreckendem Gesicht, die das Böse ein für allemal vertreiben sollten.

2003 kamen die Hausgeister zurück nach Zehdenick. Engagierte Kulturschaffende und Unternehmer haben eine gemeinsame Aktion gestartet. Aus pflegeleichtem und witterungsbeständigem Reinhardtsdorfer Sandstein wurden zwölf neue Hausgeister gemeißelt und an Gebäuden der Innenstadt angebracht. Die Künstler haben sich mit jedem Hauseigentümer über den jeweiligen Geist und dessen Aufgabe beraten, und neben „Till, dem lustigen Handwerksgesell“ elf weitere gute Geister zurück nach Zehdenick gebracht.

Sie ist eines der schönsten historischen Gebäude der Stadt, in direkter Nachbarschaft zur Schleuse: die Elisabethmühle. Einst wurde sie als wasserbetriebene Getreidemühle genutzt – heute ist sie die letzte erhaltene Mühle am Kolk in Zehdenick.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde sie 1281. Im Laufe der Jahrhunderte wechselte sie nicht nur ihre Besitzer, sondern auch ihren Zweck. Zunächst wurde sie als Walkmühle genutzt, später als Mahlmühle, aber auch als Wollspinnerei und Tuchweberei.

Carl Schulze, seines Zeichens Tuchmachersohn, versah die Mühle 1884 mit einem Turbinenantrieb, und nannte das Gebäude zu Ehren seiner geliebten Gattin „Elisabethmühle“.

Zu DDR-Zeiten diente das Haus vorwiegend zur Trocknung und Lagerung von Getreide. 1999 wurde das Gebäude aufwendig modernisiert und fungiert seither als Hauptverwaltungssitz der Stadtwerke Zehdenick.