Zempow ist ein Dorf mit rund 140 Einwohnern und gehört zur Stadt Wittstock(Dosse) im Landkreis Ostprignitz-Ruppin. Der kleine Ort liegt direkt an der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern und am Rande der Mecklenburgischen Seenplatte. Zempow wurde 1274 erstmals urkundlich erwähnt. Das heutige Ortsbild geht auf die Dorfneugründung im Jahr 1701 zurück. In den letzten Jahrzehnten hat Zempow einen Aufschwung erlebt, so gibt es viele Familien mit Kindern. „Das Alter ist gut durchmischt und ich freue mich, wenn ich jeden Morgen die Kinder an der Bushaltestelle auf den Schulbus warten sehe“, sagt Ortsvorsteher Ulrich Schnauder. Das besondere an Zempow: das lebendige Dorfleben mit Festen, Dorfkulturverein, Autokino, Kofferraumtrödeln und eigener Dorfzeitung.

In Zempow ist jede Menge los, warum also nicht darüber auch schreiben? Das haben sich einige engagierte Zempower gedacht und eine eigene Dorfzeitung gegründet. Zusammen mit den Dörfern Schwarz und Buschhof im benachbarten Mecklenburg-Vorpommern bringen sieben feste Autoren die Zeitung mit jeweils 16 Seiten heraus. Dabei geht es um die Geschichte der Dörfer, aktuelle Themen wie geplante Windräder, Veranstaltungen und Aktivitäten – auch gibt es Serien zum Beispiel zu Bioläden in der Region. Die Dorfzeitung erscheint in einer Auflage von 300 Stück und wird in die Briefkästen verteilt und durch Spenden und den Dorfkulturverein finanziert. Exemplare liegen auch im Bio-Regional-Laden „einLADEN“ in Zempow aus.

Mal schnell Brötchen, Brot, Wurst oder Marmelade holen – das ist im kleinen Dorf Zempow kein Problem. Evelyn Haut betreibt direkt im Dorfzentrum den Bio-Regional-Laden „einLADEN“. Hier gibt es in der Region produzierte Lebensmittel, aber auch Kunsthandwerk und Naturkosmetik zu erwerben. Das dazugehörige Café lockt auch viele Besucher und Radfahrer an – im Winter sorgt der Lehmofen für die passende Atmosphäre.

Wird das Wetter schön, steigt schnell die Einwohnerzahl in Zempow. Denn das Dorf ist mittlerweile ein beliebter Tourismusort geworden, direkt an der Mecklenburgischen Seenplatte gelegen und von weiten Wiesen und Wäldern umgeben. In der Saison verdoppelt sich damit gerne mal fast die Einwohnerzahl, sagt Ortsvorsteher Ulrich Schnauder. Das sei aber nicht so schlimm, wie in den Ballungszentren, weil die Region sehr weitläufig ist. Das Motto von Zempow lautet deshalb auch „Wo Sie die Ruhe hören können“. Das sei auch der Grund, warum viele Menschen nach Zempow kommen und Urlaub machen. Für die Besucher gibt es vielfältige Angebote von Ferien auf dem Bauernhof, über die Ferienwohnungen auf dem Ferienhof Brune, dem Studio Zempow – einem ökologischen Holzhaus oder auf der Bio-Ranch.

Zempows Motto lautet „Wo Sie die Ruhe hören können“. Doch die Dorfbewohner sorgen sich um die Ruhe. Denn entlang des Ortes soll künftig die neue Bundesstraße B189n gebaut werden. Doch die Anwohner wehren sich gegen den Weiterbau der Bundesstraße 189n zwischen Mirow in Mecklenburg-Vorpommern und Wittstock(Dosse). Denn die Zempower und Bewohner aus den umliegenden Dörfern fürchten, dass die neue Bundesstraße Lärm, Schmutz und noch mehr Schwerlastverkehr in ihre Region bringt. Der Tourismus sei damit unter anderem gefährdet. Das Konzept sei auch aufgrund der aktuellen politischen Debatte nicht mehr hinnehmbar. „Wenn die in Nordrhein-Westfalen sehen würden für welchen Verkehr hier Millionen ausgegeben werden sollen, dann würden die sich schon sehr wundern – das steht in keinem Verhältnis zum wirtschaftlichen Nutzen“, sagt Ortsvorsteher Ulrich Schnauder.

Die Dorfkirche von Zempow ist noch relativ jung. Mit dem Bau wurde 1865 begonnen. Der schiefergedeckte Backsteinbau im neugotischen Stil ersetzt eine Kirche mit einem Turm aus Eichenholz und Fachwerk, die 1709 gebaut und später durch einen Blitzeinschlag zerstört wurde. Die Uhren am Kirchturm sind ohne Zeiger, denn die Ziffernblätter sind nur eine Attrappe. Es wird sich erzählt, dass sich einige Bauern gewehrt haben sollen, dass eine Uhr die Zeit ansagt, wo sie es doch selbst in der Hand hatten, wann sie zur Arbeit oder in den Feierabend gehen. In der Kirche stehen umfangreiche Renovierungsarbeiten an für die über 200.000 Euro benötigt werden. In der Kirche gibt es eine Orgel des bekannten Orgelbaumeisters Lütkemüller aus dem Jahr 1866.

Im Mittelalter gehörten zu Zempow auch die Siedlungen Groß- und Klein-Raderang am Raderang-See. Allerdings sind sie heute „wüst“ und der einstige See ist ein Moorgebiet, in dem im Frühjahr die Kraniche brüten. Aufgrund der früheren militärischen Nutzung ist ein Teil des Moores heute weiterhin für die Öffentlichkeit gesperrt. Am Rande des Raderang steht das Kunstwerk die „Begehbare Schranke“, dass den Wunsch nach einem Zempower Heide-Zugang zeigt.

Zempow liegt am Rand des früheren Bombodroms – der heutigen Kyritz-Ruppiner Heide. Das Gebiet wurde viele Jahrzehnte lang von der Roten Armee als Truppenübungsplatz genutzt. Für die Anwohner auch aus Zempow hieß das: Truppenbewegungen, Kampfjets im Tiefflug und Bombenabwürfe. Nach dem Abzug der Truppen wollte die Bundeswehr die Heide weiter als Bombodrom weiternutzen. Doch dagegen regte sich aus vielen Orten der Widerstand, so spielte auch Zempow eine aktive Rolle bei den Protesten. Von hier aus gab es regelmäßig Protestwanderungen. Ein Höhepunkt war im Jahr 2.000 die Strohspirale auf dem Acker der Bio-Ranch Zempow mit der damals größten Strohspirale der Welt als Protestsymbol. 2009 verkündete schließlich der damalige Bundesverteidigungsminister Jung das Aus des Bombodroms– der Erfolg der Initiative „Freie Heide“.

Entspannung pur gibt es im Heil-Kunst-Garten von Marina Gensch. Ihr buntes Haus gegenüber der Kirche ist gut zu erkennen. Vom Seiteneingang aus geht es in den riesigen Heil-Kunst-Garten, den die Künstlerin gemeinsam mit ihrem Mann in den vergangenen gut 20 Jahren erschaffen hat. Auf einer Fläche von rund 6.500 Quadratmetern haben die beiden einen Landschaftspark hergerichtet, nach den Regeln der Permakultur. Mit viel Arbeit und Geduld ist ein Garten entstanden, der eine Oase für Tier und Mensch ist und zeigt, was entstehen kann, wenn ein Garten selbst ein Garten sein kann. Zum Verweilen laden die vielen kleinen Regenwasser-Teiche, das besondere Wirbelhaus oder der Rosenpavillon auf einem Berg ein, von dem es einen wunderbaren Blick über das Gelände gibt. Der Garten kann zu den „Offenen Gärten“ in Prignitz und Mecklenburg-Vorpommern sowie dienstags nach Anmeldung besichtigt werden.

Falk Brune betreibt in Zempow nicht nur einen Ferienhof, sondern war vor über zwanzig Jahren auch einer der ersten Holz-Hackschnitzel-Produzenten in Brandenburg. Aus Restholz, das nicht für die Holzproduktion genutzt werden kann, produziert er Hackschnitzel für die Wärmeproduktion. Unternehmer Falk Braune rechnet in den nächsten Jahren mit einem weiteren Aufschwung der Hackschnitzel-Nutzung, denn durch den Kohleausstieg schauen sich zum Beispiel Kraftwerksbetreiber aus Berlin nach alternativen und nachwachsenden Brennstoffen um.