In Zeiten von KI, Deepfakes und Autotune erscheint die damalige Aufregung um Milli Vanilli natürlich lächerlich. Sie waren Trugbilder und nahmen lediglich jene Sucht nach Aufmerksamkeit vorweg, die, entfesselt durch soziale Medien und austauschbare Leitbilder, ein Teil unserer heutigen Kultur ist. Dazu passt auch, dass die nun vorliegende Zusammenstellung vollmundig als „Hommage“ angepriesen wird. Verdient das, was Milli Vanilli mit ihren Fans getrieben haben, einen Ehrenerweis?

Klar, Songs wie "Girl You Know It's True", "Blame It On the Rain", "I'm Gonna Miss You" und "Baby Don't Forget My Number" prägten eine Ära und funktionieren auch heute noch. Aber schon nach der Hälfte des Albums zeigen sich Ermüdungserscheinungen und man muss feststellen, dass die Songs – warum kramte Produzent Frank Farian bloß solch verzichtbaren MV-Coverversionen von Boney M.s "Ma Baker" und Deep Purples "Hush" aus? - nur lieblos zusammen gefrickeltes Füllmaterial sind.

Wer sich daran nicht stört, wird mit "The Best of Milli Vanilli (35th Anniversary)" auf eine Zeitreise in die Vergangenheit gebeamt. Passend dazu schauen uns Rob Pilatus (er starb 1998 mit nur 33 Jahren) und Fab Morvan vom Albumcover treuherzig an und bleiben uns, wenn sie schon nicht zu hören sind, wenigstens auf diese Weise in Erinnerung.