Buchtipp | - Toni Morrison: Rezitativ
Toni Morrison erzählt die Geschichte zweier Mädchen, die zusammen in einem Waisenhaus aufwachsen. Ein Mädchen ist weiß, die andere schwarz. Allerdings macht Morrison nicht klar, wer wer ist und wir Leser wissen nie, welches Mädchen gerade erzählt.
Twyla und Roberta lernten sich einst als Achtjährige in einem Kinderheim kennen. Ihre Mütter, sind Alleinerziehende und mit ihren Töchtern völlig überfordert. Während Twylas Mutter die Nächte durchtanzt und ihr Kind allein lässt, ist Robertas Mutter ständig krank. So landeten die Mädchen für vier Monate im Heim, und teilen sich ein Zimmer. Von Beginn an ist eigentlich klar, dass die eine weiß ist und die andere schwarz. Aber welche?
Morrisons Buch ist wie ein Experiment, indem wir selbst versuchen herauszubekommen, wer wer ist, denn die Hinweise der Autorin sind spärlich und stiften mehr Verwirrung als Klarheit. Dabei wird uns Lesern schnell klar, in welchen Kategorien wir zu denken gewohnt sind. Bis zum Schluss lässt uns Toni Morrison in die eigenen Klischee- und Vorurteilsfallen tappen.