Tagestipp | 13.05.2025 - "Doktor KI" - Erkennt er Krankheiten?
Ärzte haben sich längst daran gewöhnt: ihre Patienten kommen schon mit der Diagnose im Kopf in die Praxis. Dr. Google, ChatGPT oder bestimmte Apps haben das vor dem Arztbesuch schon diagnostiziert. Wie gut KI bei der Handlungsempfehlung ist, das haben jetzt Wissenschaftler an der TU Berlin untersucht. Und darüber sprachen wir mit Sybille Seitz aus der rbb GESUND Redaktion.
Wie sind die Forscher an der TU vorgegangen?
Sie haben echte Patientenfälle genommen, das bedeutet, Patienten, die tatsächlich gerade bestimmte Symptome erleben und auch in der Situation sind, dass sie jetzt nicht genau wissen, was sie tun sollten. Sie haben ihre Symptome bei ChatGBT eingegeben, aber auch in speziell dafür entwickelte sogenannte Symptom-Checker-Apps. Und dann wurde geschaut, wie genau KI bzgl. die Therapieempfehlung ist.
Und was ist dabei herausgekommen?
Die Apps können beispielsweise sagen, man sollte schnell die Notaufnahme aufsuchen oder innerhalb der nächsten Woche zum Hausarzt gehen oder vielleicht auch einfach zu Hause bleiben und noch einen Tag warten.
Und diese Empfehlungen wurden bewertet, wie genau die sind. Das Ergebnis war sehr gemischt. Gerade bei den Apps waren manche wirklich sehr, sehr gut und auch empfehlenswert. Bei ChatGBT war das allerdings ein bisschen anders. ChatGBT konnte relativ gut unterscheiden, ob eine Person in die Notaufnahme gehen sollte oder vielleicht der Hausarzt ausreicht. Was es allerdings nie getan hat, ist einfach zu sagen, die Symptome sind nicht so schlimm, warte erst mal einen Tag oder eine Woche und gucke erst mal, ob es besser wird. Bei einem leichten Durchfall bsw. Oder Halskratzen hätte ChatGBT die Patienten also gleich zum Arzt geschickt, was ja nicht immer Ziel sein sollte.
Kann denn KI die Symptomatik bzw. die Angst auch eher verschlimmern?
Das wurde in einer zweiten Studie untersucht, durchgeführt in einer Notaufnahme, wo die Menschen befragt wurden. Und in dieser Studie konnte nicht bestätigt werden, dass sich durch übermäßige Informationen die Angst gesteigert hätte. Sowohl die Ärzte als auch die Patienten fanden die Symptom-Checker hilfreich. Und es hat auch nicht dazu geführt, dass irgendwie die Kompetenz angezweifelt wurde oder dass die Patienten groß fehl informiert waren oder irgendwas. Unterm Strich haben die Studien gezeigt, dass die Nutzer die Informationen hilfreich, aber auch kritisch betrachten und nicht blind wie etwa bei einem Navi den Anweisungen folgen und am Ende im Teich landen.
Wir werden also nicht ängstlicher, wenn wir mit mehr Infos zum Arzt gehen. Und am Ende stellt immer noch der Arzt die Diagnose.