Tagestipp | 29.04.2025 - Elektronische Patientenakte in Brandenburg
Ab heute soll die Elektronische Patientenakte – die sogenannte ePA für alle - genutzt werden können, sofern der oder die Versicherte nicht widersprochen hat und auch die Arztpraxis mit der nötigen Software ausgestattet ist. Denn daran hapert es noch bei einigen Hausärzten. Wir sprachen mit unserer rbb GESUND Reporterin Sybille Seitz.
Was ist denn nun der Vorteil der ePA?
Vereinfacht gesagt: je besser ein Arzt oder eine Ärztin über den Patienten Bescheid weiß, desto gezielter kann er oder sie auch behandelt werden. Auf der ePA sollen Arztbriefe hinterlegt werden, derzeit auch eine Medikamenten-Liste – das ist noch kein Medikamentenplan, der soll aber zukünftig auch auf der ePA abgespeichert sein. Das ist besonders wichtig, um zum Beispiel Wechselwirkungen zu vermeiden. Auch sollen zukünftig beispielsweise noch Röntgen- oder MRT-Bilder dort abgelegt werden können, um unnötige Wiederholungen zu vermeiden.
Es hat ja viele Jahre gedauert, bis sie nun endlich das ist, die ePA. Wie ist die Resonanz unter den Versicherten?
Es wurde ja Ende des Jahres an alle Versicherten ein Schreiben von der Krankenkasse herausgeschickt, in dem sie über die ePA informiert wurden und auch widersprechen konnten. Nochmal deutlich: man muss aktiv widersprechen, ansonsten wird eine ePA angelegt. Es haben aber nur rund 5 Prozent der Versicherten widersprochen, bei dem großen Rest geht man von einer Zustimmung aus.
Was ich ganz interessant finde, ist hier die Altersgrenze: Anspruch auf die ePA haben natürlich auch Kinder und Jugendliche, darüber entscheiden die Eltern bis zum 15. Lebensjahr. Ist das vollendet, bestimmen die Jugendlichen selbst, ob sie widersprechen wollen oder nicht!
Nun haben nur etwa 5% der Versicherten widersprochen. Was liegt denen besonders im Magen?
Ich nenne mal ein Beispiel: vor kurzem habe ich einen Film über eine junge Mutter gemacht, die über zwei Jahre Schmerzen hatte und von Arzt zu Arzt gelaufen ist, keiner hat sie ernstgenommen und alle haben es auf die Psyche nach der Geburt ihrer Tochter geschoben. Sie sieht das große Problem darin, dass jeder Arzt schon voreingenommen sein könnte, durch die Diagnose des Kollegen. Sie befürchtet, Ärzte könnten sich nicht mehr die Mühe machen, selbst eine Diagnose zu finden, wenn da schon eine andere in der Akte steht, in ihrem Fall psychische Probleme. Die hat sie übrigens gar nich, wie sich herausstellte, sondern eine wirklich schwere Autoimmunerkrankung. Deshalb hat sie der ePA widersprochen.
Diese Befürchtungen gibt es, aber dank einer App der Krankenkasse soll ja jeder Versicherter selbst seine ePA verwalten können und auch Zugriffe der Ärzte anderer Fachgebiete sperren können – damit z.B. so was nicht passiert.
Die Zukunft wird zeigen, wie gut das funktioniert. Bis Oktober haben die Hausärzte noch Zeit, ihre Praxis auf die ePA einzurichten, danach ist es verpflichtend.
Beitrag: Sybille Seitz