Tagestipp | 15.05.2025 - Physio oder gleich Knie-OP?
230.000 künstliche Kniegelenke werden jedes Jahr in Deutschland eingesetzt. Die Krux: Die OP verläuft nicht immer erfolgreich. Und ist auch nicht immer notwendig. Sogar die orthopädischen Fachgesellschaften monieren, dass oft vor einer OP nicht einmal Physiotherapie verordnet wurde. Darüber sprachen wir mit Sybille Seitz aus der rbb GESUND Redaktion.
Was sind denn die häufigsten Gründe, warum ein Knie den Dienst versagt?
Die häufigsten Gründe sind eine Arthrose, die sich bei jedem von uns irgendwann einschleicht. Das ist letztendlich die Abnutzung des Knorpels. Und wenn gar kein Knorpel mehr da ist zwischen den Knochen, dann tut es einfach saumäßig weh. Und dann wird oft die Indikation gestellt: hier an dieser Stelle brauchen wir einen künstlichen Ersatz und dann wird eben operiert.
Und was ist daran so verkehrt?
Es gibt Experten, die sagen, man könnte einen Großteil dieser Operation verhindern durch andere Operationsmöglichkeiten oder vor allen Dingen durch das Einhalten zunächst der konservativen Therapie und das Ausreizen der konservativen Therapie. Sprich, ich muss den Patienten oder die Patientin in ihrer Eigenverantwortung ein bisschen antriggern, damit sie trainieren, versuchen, Muskulatur aufzubauen. Und erst dann, wenn das nicht zum Erfolg geführt hat, dann kann man über eine Operation nachdenken.
Haben die Patienten nicht auch ein Interesse dran, sich nicht unter’s Messer legen zu müssen?
Manche wollen gar nicht über den konservativen Bereich gehen. Physiotherapie und gezielter Sport sind ja zum Teil sehr anstrengend und langwierig. Sie wir wollen eine schnelle Lösung für das Problem haben. Und da erscheint natürlich eine Knieoperation sehr verführerisch. Die meisten wissen einfach nicht, dass es danach auch wieder zu Problemen kommen kann und dass eine Knieprothese, auch wenn die modern sehr lange halten, eben doch kein Leben lang halten.
Zum anderen sind einige Verfahren noch nicht etabliert. Dazu gehört die Stammzelltherapie oder die Hyaluronsäure.
Hyaluron-Therapie kommt zwar häufiger zur Anwendung, ist aber eine Igelleistung, muss also selbst gezahlt werden.
Die Knorpelzelltransplantation kommt nur bei akuten Knorpelschäden infrage. Oft wird das allerdings nicht gesehen und an dieser Stelle auch schon groß operiert, was nicht sein müsste.